Esa steht vor dem Spiegel und mustert sich. Ihr Blick geht von den freudlosen Augen über den verbitterten Mund, dem gesenkten Haupt, die hängenden Schultern und Arme über den kraftlosen Körper. Fast trotzig hebt sie den Kopf an und reckt das Kinn vor, strafft die Schultern und den Körper an sich. Ihr Blick wird wütend.
“Sag mal Esa spinnst du? Hast du es denn immer noch nicht begriffen? Da habe ich die schönste Aufgabe die man bekommen kann und die besten Gardisten ( mal abgesehen von diesem oder jenem) und ich jammere herum. Schau was er aus dir gemacht hat. Sieh dich mal an WEIB! Du bist … schön, ja das hat er auch immer gesagt aber nun sieh doch mal hin, du bist es . Da gibt es noch hunderte bessere Kerle und bestimmt mit mehr Anstand und mit mehr Herz. Jemand der begreift wer und WAS du bist. Jemand der versteht WO dein Herz ist.”
Sie dreht sich um und atmet tief durch. Ein Schmunzeln fährt über ihr Gesicht, ein Lächeln fast. Dann ein Prusten, Lachen, lautes, so lange verborgenes Lachen. Sie lacht dreht sich lacht und fällt auf den Hosenboden, legt sich lachend auf den Rücken und lacht bis die Tränen kommen. Nach Luft schnappend bleibt sie nach einer Weile liegen und beruhigt sich nur langsam. Umständlich steht sie auf und tritt erneut vor den Spiegel.
” Schau was du geschafft hast. Man respektiert dich. Du führst eine Garde, hast einen Fürsten der dir vertraut. Hast Freunde und dein bester Freund vertraut dir sogar so sehr, dass er dir deine Tochter anvertraut.”
Esa’s Gesicht entgleist für einen Moment. Sie geht an den Schreibtisch, setzt sich, nimmt einen Bogen Papier, eine Feder und öffnet das Tintenfass. Langsam beginnt sie zu schreiben.
Celiece,
Mädel wenn du so weitermachst lege ich dich übers Knie. Diese Sache mit dem Elben gestern, war nah an der Grenze. Ich weiss genau, das es schwer ist sich anpassen zu müssen. Ja, auch das es schwer ist in Schranken zu leben, aber begreife es geht nicht gegen dich sondern für dich.
Kleine Prinzessin du bist sein größter Schatz, dein Vater will dir nichts tun. Ich will dir nichts tun. Wir wollen dich nur sicher wissen. Du sollst mit kleinen Schritten leben lernen. Vorsichtige Schritte einen nach dem anderen. Zulange warst du gefesselt, eingesperrt.
Mein Gardist sieht es als Ehre an, dass du kleine Prinzessin, deines Vater größter Schatz, ihm anvertraust wirst. Er will dir nicht wehtun, wenn er dich aufhält und schützt, er will dir helfen langsam in die richtige Richtung zu gehen. Nimm seine Hilfe an. Denn wenn du zu neugierig bist und dich gefährdest, gefährdest du auch ihn. Bedenke das bitte.
Ich habe dich verärgert mit meiner Reaktion, ich weiss. Ich weiss auch das du keine Prinzessin sein willst, genau wie dein Vater kein Fürst, aber ihr beide seid es nun mal. Er liebt dich, begreife das. geh langsam und mit vorsichtigen Schritten, bewachten Schritten. Dann kannst du bald allein gehen weißt wo deine Grenzen sind.
Ich beneide dich nicht. Ich sehe wie schwer es für dich ist. Sag ehrlich, wäre es dir lieber Tarona wäre nicht seine Frau? Du keine Prinzessin? Willst du das? Schau deinen Vater an wenn er seine Frau ansieht. Sieh genau hin. So wird dich auch eines Tages ein Mann ansehen Celiece. Er wird dich lieben und auf Händen tragen. Doch es muss der Richtige sein.
Schau mich an. Wieder einmal daneben getreten. Zu früh vertraut, zu tief eindringen lassen. Ich habe auch keine Erfahrung mit Männern. Da muss ich mich darauf verlassen was mir andere sagen. Vielleicht wird eines Tages auch für mich jemand da sein. Und wenn nicht, habe ich wenigstens ein erfülltes Leben als Ritter gehabt.
Ich bin stolz ein Ritter zu sein. Ich bin stolz hier zu dienen. Ich bin stolz deinen Vater als väterlichen Freund zu haben. Ich bin stolz auf dich kleine Freundin. Stolz das du DU bist. Vertrau mir, vertrau uns. Wir wollen dir nur den richtigen Weg zeigen. Gehen musst du ihn dann allein.
Ich habe dich lieb, Prinzessin.
Esandryth
Sie faltet den Brief langsam zusammen und versiegelt ihn. sie steht auf, geht langsam und nachdenklich aus dem Haus, den Abhang hinunter und wirft den Brief in den Briefkasten.
Mit einem versonnenen Lächeln tritt sie in die Morgensonne. Ihr Gesicht in das Licht haltend beginnt sie ein Lied zu singen. Es ist alt. Ihre Mutter sang es immer für sie. Zuerst leise dann immer kräftiger ertönt ihre Stimme, begrüßt den Tag und das Leben. Sie bemerkt nicht die Blicke der Nachbarn, ihr Tuscheln. Die Gardisten die sich neugierig umdrehen sehen sie jetzt im morgendlichen Sonnenlicht stehen. Noch zweimal singt sie das Lied und lächelt dabei.
“Ich lebe”
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