“II. Nahkampf“
Er wurde, als er auch von einem Bottich eiskalten Wassers auf dem Körper nicht erwachte, zurück ins Lager getragen, und dort auf seine Zeltrolle gelegt. Erst nach einer Woche hatte er sich in soweit erholt, das er wieder am Training teilnehmen konnte.
Ein nebliger Tag durchzogen von feucht kalten Brisen, die getrieben von einem kühlen Nordwind ihre klamme Spur auf den Kleidern hinterließen. Der Wald roch nach Regen und hier und da hörte man eine Krähe krächzen.
Es lief wie gewohnt gleich, Anselm nahm sich die Schausteller und führte sie wieder auf die Lichtung. Diesmal gingen aber auch die zwei Trommlerzwillinge mit die nun ebenfalls sechszehn Lenze erlebt haben mussten. Sie waren die einzigen aus dem Zug die ihm schelmisch grinsend ihren Namen genannt hatten. Salh und Halh. Sie waren ähnlich wie Kriep gebaut, doch zeigte sich bei ihnen, das sie schon weit aus länger diesem Zug angehörten.
Dort stellte er dann Gruppen zusammen aber das die Zwillinge mitkamen war sonderlich Anselm hatte sicher etwas vor.
Er erhob die Stimme und sagte in seiner eisigen Stimme:
„Also gut, ihr habt soweit ganz gut gelernt, vieles jedoch nicht alles, und das werdet ihr auch nie.“
Er sah dann berechnend in ihre Gesichter.
„Ihr kennt die Grundlagen, der Rest liegt bei jedem selbst wie hart er trainiert, und wie geschickt er sich darin zeigt.“
Er schritt die formlose Reihe der nun sieben Jungen und fünf Mädchen ab. Es ging zumeist zwei schwächere gegen einen Starken, so das wieder beide Seiten etwas davon hatten.
Bei Geier, der einer der ältesten unter ihnen war, mit seinen vermutlich zwanzig Lenzen, blieb er stehen und sah nach einander zu Katze und Schlange, die eine ebenso schöne wie blutrünstige junge Frau war, und daraufhin verächtlich zu Geier sah. Der beantwortete den Blick mit einem siegessicheren Grinsen. Anselm sagte leise:
„Ihr drei!“
Dann schritt er zu Bär, bei dem nicht schwer zu erraten war, warum er so hieß, schon mit seinen achtzehn Sommern überragte er einen jeden im Zug, und maß auch nicht weniger in der Breite als ein massiver Schrank.
Anselm sah ihn sich genau an und ließ ihn ein paar Schläge in die Luft führen, dann nickte er und rief grinsend die Zwillinge zu sich:
„Na dann versucht euch mal am Bär ihr Schelme!“
Die beiden nickten grinsend und sahen sich dann kurz noch breiter grinsend an. Bär schaute sie von oben herab an und lachte dann. „Na das wird ja schnell gehen“ Und die Zwillinge stimmten lautin das Lachen ein und Salh rief dann:
„Allerdings!“
Dann schritt Anselm zu Kriep:
„Hase du wirst heute allein kämpfen, gegen dich, Spinne und Barghest!“
Spinne, eine feingliedrige junge Frau etwas älter als Kriep, die aber deswegen keinesfalls zu unterschätzen war, zeigte keine Reaktion, Barghest dagegen, der von seinen Gesichtszügen her, dem Tier verblüffend glich, schien sich offen zu freuen gegen ihn antreten zu können, das letzte mal, als sie einzeln gegeneinander kämpften endete das für ihn mit einer gebrochenen Nase und einem zugeschwollenem Gesicht, Kriep erlitt das gleiche doch hielt er sich länger auf den Beinen.
Kriep nickte ausdruckslos, aber das tat er immer obwohl ihm das Herz bis zum Halse schlug und er sich am liebsten übergeben hätte vor Aufregung und Angst. Anselm hatte ihm es damals angesehen und ihm in einer ruhigen Minute eisig gesagt:
„Was du da fühlst das ist gut, nützlich….ja fast schon zwingend, laut Kuno waren die Studien deines Meisters der Tiere und ihrem Verhalten gedacht, also müsstest du es kennen, von einem verängstigten Hasen, ist dieser nicht flinker als sonst, wenn der Jäger ihm nachsetzt?“
Kriep verstand und hatte es schon vorher begriffen. Er verscheuchte die Gedanken und konzentrierte sich nun. Die restlichen (zwei Mädchen und ein Junge) sollten zusehen und genau beobachten. Anselm sagte dann wissend grinsend und nickte den Zwillingen zu:
„Wir beginnen mit dem kürzesten und lehrreichsten Kampfe.”
Alle stellten sich in einem weiten Kreis um sie, die Zwillinge standen nah beieinander und ließen die Köpfe hängen und verharrten so.
Bär wurde dann ungeduldig und stürzte sich in schnellen mächtigen Bewegungen auf Halh. Der hob grinsend den Kopf, als Bär seinen schweren aber doch flinken Fuß hob und seine Sohle in Richtung Halhs Gesicht sausen ließ.
Salh zuckte in dem Moment auf, dreht sich einmal um die eigene Achse und trat aus der Bewegung seitlich in Bärs Knie. Der presste ungläubig die Kiefer zusammen ob der blitzartigen Bewegung und verzog schmerzhaft das Gesicht. Der Tritt war schnell, lenkte ihn an Halh vorbei und drehte Bär seitlich.
Halh holte in dem Augenblick schon zu einem tiefen Tritt aus der blitzartig in der Kniekehle landete und Bär einknicken ließ.
Währenddessen hatte sich Salh leicht gehockt und ließ nun zwei rasche Schläge auf die Nieren einprasseln, Halh dagegen schlug zeitgleich zwei mal rasch auf die breite Schläfe des Bären. Salh sprang dann in die hingehaltenen Hände von Halh und der riss ihn hoch.
Er flog hoch und formte die Faust in der kurzen Flugzeit und ließ sie klatschend im Nacken des Bären landen der daraufhin reglos zusammensank und liegen blieb.
Die blonden Zwillinge standen sich nun gegenüber und grinsten breit und schienen keines Falls angestrengt oder erschöpft.
Man las in den Umstehenden Gesichtern pures Erstaunen über ihre Gewandtheit und Zusammenarbeit. Anselm lächelte in die Runde und schnaubte kurz belustigt. Sie würden viel von ihnen lernen.
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