“I. Die Fluchtübung”

Ein regnerischer und stürmischer Tag im Herbst. Drei Jahre nach der Neugeburt. Kriep musste unweigerlich kalt grinsen als er den Wagen zur Rast zum Waldrand fuhr und den Umhang tiefer in das geschundene Gesicht zog.

Kriep war gereift, , immer noch schmächtig doch der Körper gestählt durch die Anhaltenden Belastungen des Trainings jeder Muskel den er besaß war aufs letzte gereizt. Er war noch ein Stück gewachsen sodass er nun an den Durchschnitt reichte, aber in Kleidung immer noch unscheinbar.

So waren sie nun drei Jahre gereist und hatten kaum anderes gesehen als weite Wälder und Ebenen, hier und da ein Gehöft, oder eine kleine Siedlung. Wo genau sie waren vermochte Kriep nicht zu sagen…. Jetzt würde das alte Spiel beginnen.

„Hase!“  riss Anselms Stimme ihn aus den Gedanken.

Kriep nickte und sprang vom Wagen und half dann die langen ein Mann Zeltbahnen aus der Kutsche zu holen.

Anselm nannte jeden einzelnen der Schausteller nach Tieren und einer Eigenschaft die sie prägte.

Kuno dagegen nannte die Spielmänner und Frauen nach Bäumen und Viola ihre Mädchen nach Farben.

Alles lief wie immer, die die nicht in den Wagen schliefen bauten ihre Zelte auf, und sie sammelten sich am Hauptwagen. Anselm ging dann voran in den Wald bis eine größere Lichtung in Sicht war, Kunos und Violas Leute blieben im Lager, Kriep konnte noch nicht ahnen was sie dort taten.

Nach kurzer Zeit erreichten sie dann eine Lichtung und stellten sich in einer Reihe auf Richtung tiefer Wald und legten ihre Regenumhänge ab. Auf einen Pfiff hin stürzten sie alle geradeaus los und sprinteten nach Leibeskräften voran.

Kriep presste die Kiefer übereinander, im Unterholz schlugen ihm Zweige ins Gesicht, wie tausende Peitschen und hinterließen zarte und brennende Striemen.

Die Fluchtübung. Es galt den Punkt den der Älteste von ihnen bestimmte zu erreichen und dann wieder zurück zu Anselm zu sprinten. Kriep warf einen kleinen Blick nach links und sah Geier neben sich auftauchen, die Miene verbissen. Ein wütender Blick kam zurück.

Die kurze Unaufmerksamkeit, ließ ihn die Wurzel vor ihm nicht sehen und brachte ihn beinahe zu Fall, er schaffte es noch den Sturz mit einer Rolle abzufedern und sogleich wieder  auf den Beinen zu sein und unter Schmerzen im Fuß weiter zu rennen.

Er keuchte schwer, der Regen verschleierte leicht die sicht in die Ferne was das planen um einiges schwieriger machte.

Aus dem Augenwinkel sah er nun das Mädchen das ihn am ersten Tag mit dem Messer in Schach hielt.

Katze,  sie war seine ärgste Rivalin beim Training, gegenseitig wollten sie sich immer überbieten und dem anderen nichts schenken.

Ihre Züge waren zumeist von eiserner beherrschtheit und kälte, aber ihr Körper hatte sich ebenfalls in die einer drahtigen Frau  entwickelt. Nass klebten ihr die tiefbraunen Haare im Gesicht und eine leichte röte zog bei der Anstrengung auf ihre Wangen. Er konnte ihr böses lächeln erkennen und es machte ihn nur  zorniger und spornte ihn an.

Ein Pfiff erklang, das Zeichen zum Wenden.

Jetzt ging es erst richtig los.

Anselm bestimmte, bevor der  Lauf begann eine Hälfte zu Häschern, sobald der Pfiff erklang suchten sie sich die nächstlaufenden aus und versuchten sie zu fangen und/oder bewusstlos zu schlagen. So hatten beide Seiten etwas davon die Häscher sollten lernen jemanden zu fangen, und die Flüchtenden das entkommen.

Es war alles erlaubt. Und Kriep befürchtete da er kein Häscher war das sie eine war und Geier am Ende auch noch.

Beim Pfiff  sprang er ab und landete mit einem Fuß seitlich am Baum und stieß sich kraftvoll daran ab in der Luft sich halb drehend. Ein Blick in die entschlossene Miene von ihr verriet ihm das sie tatsächlich eine Häscherin war.

Er grinste nun auch böse und landete sicher auf dem Laub. Er rutschte ein Stück auf dem schmierigen Boden und stütze sich schlitternd mit einer Hand darauf ab und sprintete los.

Sie tat es ihm gleich mit dem Unterschied, das sie vom ersten Baumansatz zu einem anderen sprang und sich schon von dort abstieß, und sie war ihm bald dicht auf.

Er atmete stoßweise aber kontrolliert so wie Anselm es ihnen beibrachte, das Gesicht angespannt, die Zähne fest zusammengebissen.

Eine ziemlich tiefe und breite Mulde an die zehn schritt lang tat sich vor ihm auf, Zeit zum Nachdenken blieb nicht, er sah einen umgestürzten Baum am Rand, sprang darauf und stieß sich mit dem rechten Fuß davon ab, seine Arme ruderten wild in der Luft und sein Körper nahm die Haltung ein um sich beim Aufprall abzurollen. Durch den weiten Absprung fiel er nun an die fünf Schritt tief.

Zu allem übel lauerte ein Dornenbusch am Boden auf ihn, schmerzhaft gruben sich die scharfen Dornen in sein Fleisch, und ein reißendes Geräusch drang an seine Ohren als seine Oberkleidung nahezu in Fetzen von seinem Oberkörper glitt und nur noch am Gürtel der Hose überhing.

Tiefe Kratzer verteilt über den sehnigen Körper entblößten sich. Er schaffte es, sich einigermaßen schnell aufzurappeln und die Mulde hinaufzusprinten, als er den Kamm erreichte und sich von einem Baumstumpf abstieß bemerkte er zu spät den heranschießenden Körper von rechts. Er wurde mitten im Flug von einer Schulter hart am Brustkorb getroffen und schleuderte unter einem schmerzhaften Schrei durch die Luft und landete schlitternd auf dem Laub. Es war Geier der einen kurzen Blick mit Katze tauschte und dann weiter hetzte.

Die kam wie eben eine Katze auf ihn zu gewetzt, Kriep stemmte sich mühevoll auf die Ellbogen, sie holte mit vollem Schwung das Bein aus und schwang  es mit voller Wucht. Mit dem Innenriss traf sie Kriep auf den Wangenknochen.

Kurz war es ihm Schwarz vor Augen und er starrte ungläubig liegend in den Himmel vor bei an den Baumkronen, er spürte die kalten Regentropfen im Gesicht. Dann besann er sich wieder, rollte sich zur Seite und sprang auf die Beine. Ein Fuß war bei weitem nicht das schlimmste was ihn hätte treffen können, dachte er grimmig.

Sie setzte ihm nach und schlug dabei zwei Haken, Kriep erkannte und reagierte, sie wollte ihn in die Seite treffen, zum straucheln bringen und dann mit einem Wurf niederzwingen. Wie erwartet  holte sie zu einem Seitenhieb aus als sie Nahe genug war, Kriep riss blitzartig sein Knie in Richtung des Schlagarms und traf sie hart, was den Schlag an ihm vorbeigleiten ließ.

Er nutzte das um zu ihr zwei schnelle Schläge ins Gesicht zu drücken, blutspuckend wurde sie vom ersten getroffen wich aber beim zweiten rasch zurück und drehte sich dann duckend um die eigene Achse auf ihn zu, den Ellbogen voran und erwischte Kriep so in die Rippen der Seite und ließ ihn niederfahren, sie sprang sofort auf ihn, wickelte gelenk die Beine um ihn und schlug ihm mit dem Ellbogen genau auf die Mitte der Stirn.

Er ließ benommen die Arme zur Seite fallen. Er sah nur verschwommen ihren seltsamen Gesichtsausdruck, und spürte kurze Zeit später ihre kalten Lippen auf seinen, sein Körper reagierte trotz der Schmerzen und neu Kräfte vom Verlangen gedrängt erwachten in ihm. Sie liebten sich wild und schnell in ihrer Jugendhaften unerfahrenheit.

Er empfand dabei Hass und Zorn und fand nichts schönes daran. Sie war ihm egal und er ihr sicher  noch mehr.

Als sie sich danach schweigend giftige Blicke zuwarfen, stürzte sie sich dann wieder auf ihn landete einen blitzschnellen Schlag auf seine Schläfe, es war vorbei er konnte nicht mehr und ergab sich den Schmerzen und fiel in Ohnmacht.

This entry was posted on Montag, Juni 27th, 2011 at 16:19 and is filed under Kriep. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

4 comments so far

Kriep
 1 

*streckt sich* Wurde ja mal wieder Zeit :)

Juni 27th, 2011 at 16:20
Tarona
 2 

Autsch*reibt sich die Schläfe* das kann man förmlich fühlen
wie immer Kriep toll geschrieben
*wartet auf ihre Comments*

Juni 27th, 2011 at 17:22
Arille Lingson
 3 

Wow…soviele Wörter..hör auf mienath konkurrenz zu machen^^ aber mal ehrlich..toll

Juni 28th, 2011 at 00:20
 4 

Super Blog, ich komme jetzt regelmaessig

Juni 29th, 2011 at 15:41

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